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16 Oktober, Welternährungstag.

Ein Tag, um über Nahrung zu sprechen.

Studien der Vereinten Nationen zufolge leiden heute noch ungefähr 870 Millionen Menschen an chronischer Unterernährung. Die meisten Personen, die Hunger leiden, leben in Entwicklungsländern und machen einen Anteil von 15 % der Bevölkerung aus. Die übrigen 16 Mio. leben in Industrieländern. Frauen sind die wichtigsten Nahrungsmittelerzeugerinnen, aber aus kulturellen oder sozialen Gründen leiden sie stärker an Hunger als Männer. Zirka 50 % der schwangeren Frauen leiden an Eisenmangel. Eisenmangel bedeutet, dass jedes Jahr 315.000 Frauen an postpartalen Blutungen sterben.

Ursachen von Hunger in der Welt

Es gibt in der Welt viele Gründe für Hunger, die wichtigsten können jedoch in den folgenden sechs Punkten zusammengefasst werden:

  1. Armut. Wenn Menschen in äußerster Armut leben, haben Sie keine Möglichkeit, sich angemessen zu ernähren. Dies hat zur Folge, dass ihnen die körperliche Kraft fehlt, um einer Arbeit nachzugehen, wodurch sie nicht in der Lage sind, sich Nahrungsmittel zu beschaffen. Das ist die Armutsfalle: ein Teufelskreis, dem zu entfliehen schwierig ist.
  2. Fehlende Investitionen in die Landwirtschaft. Die meisten armen Länder hängen zum Überleben von der Landwirtschaft und den damit verbundenen Tätigkeiten ab: Für die nachhaltige Reduzierung der Hungersnot ist daher ein allgemeines Wirtschaftswachstum erforderlich. Bei fehlenden Investitionen in die Landwirtschaft kann diese Branche nicht wachsen, und die Kleinbauern können der Armut nicht entfliehen.
  3. Klima und Wetter.Überschwemmungen, lange Dürreperioden, Tropenstürme. All diese Naturkatastrophen werden immer häufiger und immer heftiger, mit verheerenden Folgen für die betroffenen Länder (z. B. Missernten), die oft sehr arm sind. Das Hungerproblem verschärft sich daher unweigerlich. Insbesondere ist Dürre eine der Hauptursachen für den Mangel an Nahrungsmitteln in armen Ländern wie Äthiopien, Somalia und Kenia sowie der Sahelregion.
  4. Krieg und Vertreibung. Weltweit soll es zirka zwanzig Millionen Flüchtlinge geben. Sie entfliehen blutigen Kriegen, die ihnen alles genommen haben: ein Heim, ihre Angehörigen und jegliche Zukunftshoffnung. Im Krieg werden Nahrungsmittel zu einer Waffe: Oft vernichten die Soldaten die Nahrungsmittelvorräte ihrer Feinde, auf den Feldern werden Minen verteilt, und die Wasserquellen werden verschmutzt. Syrien, Afghanistan, Irak und Somalia sind die Länder, aus denen weltweit die meisten Flüchtlinge kommen.
  5. Instabile Märkte.Vor allem in den letzten Jahrzehnten waren die Nahrungsmittelpreise überaus instabil, was den Zugang zu Essen erschwert und auf jene Zeiträume beschränkt, in denen die Preise am niedrigsten sind. Wenn die Preise zu sehr steigen (beispielsweise weil Nahrungsmittel zur Herstellung von von den europäischen Ländern nachgefragten Biobrennstoffen verwendet werden), führt dies dazu, dass die Menschen billigere und weniger nahrhafte Nahrungsmittel verzehren. In vielen Fällen gelingt es ihnen gar nicht, welche zu beschaffen.
  6. Nahrungsmittelverschwendung. Ein Drittel aller weltweit hergestellten Nahrungsmittel (zirka 1,3 Mrd. Tonnen) wird nicht verzehrt. Diese Verschwendung ist eine entgangene Chance, das Problem des Hungers in einer Welt zu bekämpfen, in der jeder Achte an chronischem Hunger leidet. Die Schweizer Eidgenossenschaft schätzt beispielsweise eine jährliche Verschwendung von 297 kg pro Kopf, d. h. insgesamt 2,3 Mio. Tonnen.

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Ein Tag, um über Nahrung zu sprechen

Der 16. Oktober wurde zum Welternährungstag erklärt. Zu diesem Thema und insbesondere in dieser Zeit des Jahres mobilisiert sich ActionAid weltweit mit seinen Anhängern, Aktivisten, Freiwilligen, Schülern, Eltern und Lehrern von Malawi bis Nepal, von Südafrika bis in die Schweiz, um über Hunger zu reden und alle daran zu erinnern, dass Nahrung ein menschliches Grundrecht ist. Jedes Jahr werden unterschiedlichste Aktivitäten organisiert: Märsche, Demonstrationen, Umzüge, Themenessen im Zeichen von Solidarität, Banketts, Fotoausstellungen, Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen von Geschichten und Gedichten, Petitionen, Aufrufe (beispielsweise in den sozialen Medien), Sportturniere, Spielaktivitäten in den Schulen und vieles mehr. In den vergangenen Jahren wurden beispielsweise folgende Aktionen durchgeführt:

  • 2009 griff Activista, das Jugendnetzwerk von ActionAid, in Neapel zu Tellern, Gläsern und Besteck, um Lärm zu machen und die politischen Leader zu veranlassen, ihre Forderungen anzuhören und die Verantwortung zu übernehmen, um dem Leiden jener Menschen, die täglich an Hunger leiden, ein Ende zu setzen.
  • 2013 brachten in Brasilien 350 ActionAid-Aktivisten eine Petition vor den brasilianischen Kongress, die von 50.000 Personen unterzeichnet worden war. Gefordert wurde, dass das Gesetz, das die Produktion des sog. genmanipulierten Terminator-Saatguts gestattet, nicht verabschiedet wird. Die bei der ersten Ernte gewonnenen Samen keimen nicht, was bedeutet, dass die Landwirte neues Saatgut hätten kaufen müssen. Dank dieser Petition versprach der Vorsitzende des Kongresses, dass dieses Gesetz unter seinem Vorsitz nicht verabschiedet werden würde ... ein großer Erfolg!

Dies sind nur einige der zahlreichen Aktionen, die jedes Jahr in vielen Ländern weltweit stattfinden.

Um das Recht auf Nahrung zu garantieren, setzt sich ActionAid täglich dafür ein, die Ungleichheiten in Hinblick auf die Kontrolle von Land, Wasser, Weiden, Wäldern und Saatgut zu beseitigen: durch die Bekämpfung der Verletzungen von Bürger- und Arbeitnehmerrechten und mit der Forderung nach verstärkten öffentlichen Investitionen in die Landwirtschaft und die ländliche Entwicklung. Der Welternährungstag stellt eine wichtige Gelegenheit dar, um über Hunger und Nahrungsmittel zu sprechen. Um jedoch konkrete Ergebnisse zu erreichen, ist das tägliche Engagement jedes Einzelnen erforderlich.

ActionAid

21 October 2016