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Die Belastung von Frauen durch Pflege- und Fürsorgeaufgaben

ActionAid setzt sich für die Gleichstellung der Geschlechter ein.

Die Pflegearbeit verstehen, darüber zu berichten und Frauen die nötigen Mittel bereitzustellen, damit sie ihr Leben verändern können.

Pflegearbeit betrifft uns alle, sei es nun die Mutter, die ihre Kinder umsorgt, die Ehefrau, die täglich für ihre Familie kocht oder die älteste Tochter, die bei der Hausarbeit hilft.

Diese als „Pflegearbeit“ bezeichnete Tätigkeit ist für die Aufrechterhaltung und Entwicklung unserer Gesellschaft von grundlegender Bedeutung, jedoch lastet diese Arbeit hauptsächlich auf den Schultern der Frauen und Mädchen. Obwohl sie von entscheidender Bedeutung ist, fließt sie nicht in die nationalen Statistiken ein und wird demzufolge bei der Planung und Verteilung der öffentlichen Dienste kaum berücksichtigt. Allgemein wird die häusliche Arbeit gegenüber der bezahlten Arbeit als minderwertig empfunden und oftmals selbst von jenen, die sich um Haushalt und Familie kümmern müssen, nicht als Arbeit angesehen. Vor allem Frauen, die in Armut leben, leiden erheblich unter dieser Situation. Die Zeit, die diese Frauen für Pflege- und Fürsorgearbeiten aufbringen müssen, schränkt ihre Möglichkeiten auf Bildung, Arbeit und persönliche Entwicklung ein, was zu einer andauernden Ungleichheit der Geschlechter und somit zur Verletzung ihrer Rechte beiträgt.

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Die Sensibilisierungsarbeit von ActionAid

Um dieser Situation entgegenzutreten, hat ActionAid mehrere Programme erstellt und erweitert, um zu erreichen, dass Frauen, Männer und auch die Regierungen den reellen Wert der „Pflegearbeit“ erkennen und sich diese neue Wahrnehmung in den einzelnen Ländern durch Maßnahmen und Politiken zur Unterstützung äußert. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Making Care Visible“ hat ActionAid ein Instrument zur statistischen Messung geschaffen, das sich „Zeittagebuch” nennt: In diesem Tagebuch können die Frauen die von ihnen erledigten Aufgaben kategorisieren und die Zeit messen, die sie für jede Tätigkeit aufgewendet haben. Das Tagebuch wurde mit der Absicht eingesetzt, die Teilnehmer des Programms aufzuklären und ihnen „zu zeigen“, wie viel Zeit und Energie die Frauen täglich benötigen, um diese Aufgaben zu erledigen, und welche Auswirkungen dies auf ihre Gesundheit und ihre Rechte hat. Bisher haben 13.500 Menschen diese Tagebücher geführt, deren Auswertung zu erschütternden Ergebnissen geführt hat: Zum Beispiel verbringen Frauen in Uganda etwa 450 Minuten am Tag (7,5 Stunden) mit Pflege und Fürsorge, während es bei den Männern nur 107 Minuten sind.

Das „POWER“ Programm von ActionAid

Die Resultate der vorangegangenen Forschung und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen waren der Ausgangspunkt für das „POWER“ Programm von ActionAid, das derzeit in Ghana, Ruanda, Bangladesh und Pakistan läuft, um für die Möglichkeit des selbständigen bzw. selbstbestimmten Handelns der Frauen („Empowerment“) und die Achtung ihrer Rechte zu kämpfen. Im Rahmen dieses Programms hat ActionAid 162 Sensibilisierungsveranstaltungen organisiert, an denen 162.000 Menschen teilgenommen haben (60% Frauen, 35% Männer und 5% Vertreter der lokalen Behörden). Bei diesen Debatten hatten die Frauen die Möglichkeit, von den Vertretern der lokalen und staatlichen Institutionen die öffentliche Unterstützung für die „Pflegearbeit“ zu fordern. Um diese Debatten zu unterstützen, erweitert ActionAid derzeit die Bildungsprojekte über Themen wie Leadership, Pflegearbeit und andere wichtige Problematiken, sodass die Frauen das nötige Bewusstsein, die Kraft und die entsprechenden Fähigkeiten erhalten, um gegen die Ungerechtigkeiten vorzugehen, unter denen sie leiden. Die bisher erreichten Ergebnisse in drei großen Bereichen sind vielversprechend:

  • Gründung und Entwicklung neuer Organisationen: 82% der Gruppen haben ein Bankkonto eröffnet und damit begonnen, Spargelder zu sammeln, während andere Gruppen Kooperativen gegründet haben.
  • Übernahme von wichtigen sozialen Funktionen: Viele Teilnehmer haben führende Rollen oder Verwaltungsfunktionen in Marktgemeinschaften, lokalen Räten und Bezirksverbänden übernommen.
  • Empowerment und radikale Änderung der Mentalität von Frauen: Die Vorsitzende einer dieser Gruppen, Dipti Rani aus Bangladesh, erzählte uns: „Ich schrecke nicht mehr davor zurück, mit anderen Menschen darüber zu reden, was vor knapp vier Monaten undenkbar war.“

Dank der bedeutenden Arbeit von ActionAid können viele Frauen mittlerweile ihre Leidenssituation begreifen; sie fühlen sich unterstützt und stärker und sind in der Lage zu handeln, um ihre Situation zu verbessern. Die Anstrengungen von ActionAid und der Tausenden von betroffenen Frauen unterstützen den Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und die Ungleichheit der Geschlechter.

ActionAid

28 November 2017