ActionAid

27 April 2020

Meine Reise in Jordanien

Ich habe die ActionAid-Projekte für Frauen und junge Flüchtlinge besucht.

 

Gisella Reina, Philanthropy und Partnership Director von ActionAid Switzerland, hat kürzlich Jordanien besucht, um mehr über die Arbeit von ActionAid in der arabisch-levantinischen Region zu erfahren:

“Ich habe kürzlich die ActionAid Arab Region besucht. Dieses ActionAid-Büro fördert hauptsächlich Projekte im Libanon und in Jordanien. Diese Region hat mich schon immer sehr interessiert – als Studentin aufgrund ihrer faszinierenden Geschichte, als Reisende wegen der wundervollen und gastfreundlichen Menschen, und wegen der wunderschönen Landschaft und dem leckeren Essen. Diese Länder mussten sich jedoch auch den Folgen des Bürgerkriegs stellen, und die Zivilisten zahlen weiterhin einen sehr hohen Preis dafür.

Vor meiner Abreise war mir bereits bewusst, dass beide Länder seit Jahrzehnten Flüchtlinge aus Nachbarländern aufnehmen, und dass in den letzten 10 Jahren eine beispiellose Zunahme von Flüchtlingsankünften zu verzeichnen war, hauptsächlich aufgrund des Krieges in Syrien. Aber ich war wirklich schockiert, als ich erfahren habe, dass Jordanien und der Libanon -auf globaler Ebene gesehen- die größte Anzahl von Flüchtlingen im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung aufweisen, und zwar mit etwa 130 bis 164 Flüchtlingen pro 1000 Einwohner, also etwa 10 Mal so viel wie die Schweiz, wo der Durchschnitt bei 14 liegt.

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In Jordanien leben 80% der 1.300.000 syrischen Flüchtlinge in den Städten, Orten und ländlichen Gebieten wie Mafraq, Zarqa und Irbid, und die meisten leben unterhalb der Armutsgrenze. Als ich durch die Straßen von Amman ging, war ich betroffen, als ich die vielen Kinder und deren Familien sah, die sichtlich in Armut leben und auf der Straße um Almosen betteln.

Aroub und Khawlah, meine Kollegen von ActionAid Arab Region, haben mir erklärt, dass die Ressourcen der Flüchtlinge aufgrund deren anhaltender Vertreibung schon seit langem erschöpft und die Arbeitslosenquoten insbesondere für junge Menschen und Frauen sehr hoch sind. Bildung, Gesundheitswesen und andere Infrastrukturen sind ausgereizt, sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Gemeinschaften, die sie aufgenommen haben, und für die die Arbeitslosigkeit und der Wettbewerb um Arbeitsplätze, die nur einer geringen Qualifikation bedürfen, bereits schon vor der Syrienkrise eine Herausforderung darstellte.

Beim Gespräch mit Moath, Ala, Samar und Joud vom humanitären ActionAid-Team in Amman hatte ich Gelegenheit, mehr über die Arbeit von ActionAid Arab Region mit den Flüchtlingen und den Aufnahmegemeinschaften außerhalb der Lager zu erfahren. Beide Gemeinschaften leben in Armut und brauchen dringend Hilfe. Das Team ist auf der Suche nach Lösungen, die beiden Gemeinschaften zugutekommen, um die zwischen ihnen bestehenden Spannungen zu lösen.

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Die Priorität von ActionAid besteht darin, den Frauen und Mädchen zu helfen, indem deren Schutz, Sicherheit und Wohlbefinden verbessert wird. Kulturelle Praktiken, Armut und die sehr begrenzten Aussichten auf ein besseres Leben betreffen leider am stärksten die Frauen, die uns in Jordanien und im Libanon oft davon berichten, Stress, häuslicher sowie Straßengewalt, Belästigungen und anderer Verstöße gegen ihre Menschenrechte ausgesetzt zu sein. Mädchen werden in einem immer jüngeren Alter zwangsverheiratet, um dadurch zu versuchen, die familiären Kosten zu senken.

Unsere Programme zielen darauf ab, ihre Hoffnung und ihr Selbstvertrauen wiederherzustellen, indem wir die Frauen und Mädchen mit den richtigen Instrumenten ausstatten, damit sie sich sicher fühlen, und indem wir Frauengruppen bilden, die Schutzinitiativen entwickeln, einschließlich der Schaffung sicherer Orte sowie psychosozialer Unterstützung für Menschen, die geschlechtsspezifische Gewalttaten überlebt haben. Zusammen mit diesen Frauen und Jugendlichen fördern unsere Programme positive Einstellungen gegenüber den Frauen und eine Veränderung der Verhaltensweisen in Bezug auf Traditionen, die eine geschlechtsspezifische Gewalt akzeptieren und aufrechterhalten. Wir entwickeln Initiativen, die die Selbstversorgung fördern, damit die Opfer zu Protagonisten bei der Gestaltung ihrer Zukunft und der Öffnung und Erweiterung ihres mentalen Horizonts werden können.

Meine Kollegen sprachen auch über das Programm, bei dem wir mit einheimischen Jugendlichen interagieren: "Wir ermutigen sie, sich ihrer Rolle als aktive Bürger bewusster zu werden, indem sie Verantwortung übernehmen und von ihren Vertretern Rechenschaftspflicht anfordern." Die Arbeitsmöglichkeiten sind begrenzt. Daher fördert ActionAid Arab Region Initiativen zur Gründung kleiner Unternehmen und zur Entwicklung von Kompetenzen zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit.

Ich hoffe, dass wir -auch mit Unterstützung von Personen und Schweizer Stiftungen- hilfreich sein können.

Sicherlich ist eine finanzielle Unterstützung gerade jetzt, wo die Pandemie das Leben so vieler Menschen bedroht, schwieriger als je zuvor.

Aber die Menschen sind auf unsere Unterstützung angewiesen. Ihre Gesundheits-Infrastrukturen sind sehr viel fragiler und abhängiger von lokaler und gemeinschaftsbasierter Hilfe, so dass wir ihnen beim Aufbau und bei der Unterstützung helfen. Wir wissen auch, dass Frauen und Kinder sehr viel gefährdeter sind, in beengten Verhältnissen Opfer häuslicher Gewalt zu werden. Dies ist ein Bereich, den unsere Arbeit weiterhin unterstützen wird.“