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Fatma

Beruf: Barbier.

Fatma ist vor vier Jahren aus Syrien geflohen, als sich die Kämpfe in ihrer Heimatstadt in der Nähe von Damaskus verschärften. Nun lebt sie mit ihren drei Kindern in Baalbeck, Libanon.

Ihr Ehemann hat sich vor ungefähr einem Jahr auf eine gefährliche Reise nach Europa begeben und ist nun in Deutschland angekommen. Fatma hofft ihrem Ehemann nachziehen zu können, sobald ihr Asylantrag angenommen wird.

Als Fatmas Haus vollständig durch Bomben zerstört wurde, floh die ganze Familie mit nur wenigen Ersparnissen. Im Libanon angekommen, musste Fatma sich die Ärmel hochkrempeln, um ihre Familie ernähren zu können. Heute arbeitet sie als Barbier und Herrenfriseur. In Syrien ging sie einer ähnlichen Tätigkeit nach, doch sie schnitt nur Frauen die Haare. Aus der Not heraus lernte sie das Handwerk eines Barbiers: rasieren und Haare schneiden.

Fatma meint, dass es in Baalbeck viele Konservative gibt, denen ihre Arbeit ein Dorn im Auge ist. Viele Männer kritisieren sie und akzeptieren diesen «neuen Trend» nicht, obschon andere, aufgeschlossenere Männer sich von ihr rasieren lassen.

«Aufgrund der Situation, in der wir uns befinden, sehe ich viele Frauen, die heute traditionelle Männerberufe ausüben. Wir tun es, weil wir Geld benötigen und es besser ist als zu betteln, oder nicht?»

Fatma benötigt Geld, um die Miete zu bezahlen und Essen für den Lebensunterhalt ihrer Familie kaufen zu können. Sie hofft, ihr Handwerk zu verbessern und ihren Salon vergrössern zu können. Aufgrund ihres sehr intensiven Arbeitsprogramms verbringt Fatma wenig Zeit mit ihren Kindern und sorgt sich um diese, weil sie weiss, dass ihre Anwesenheit im Haus wichtig ist.

«Es ist schwierig eine erfolgreiche Frau zu sein. Mir fehlt die Zeit, um mich um meine Kinder zu kümmern, es fehlt mir täglich zu wissen, was sie in der Schule tun und ihnen bei den Aufgaben zu helfen. Doch ich muss es fürs Überleben tun», vertraute sie uns an.

Fatma hat an einigen psychosoziale Ausbildungen und an diversen Business-Management-Trainings teilgenommen, die von ActionAid in ihrem Gemeindezentrum in Baalbeck durchgeführt werden.

«ActionAid hat mir sehr geholfen: ich habe verschiedene Trainings über die Geschlechtergleichstellung und über die Führung besucht sowie psychosoziale Unterstützung für Flüchtlinge in Anspruch genommen. Jetzt bin ich eine ehrenamtliche Mitarbeiterin. Besonders daran gefällt mir, dass sie mir helfen, mein Leben eigenständig zu führen. Ich erachte das Wissen über die Geschlechtergleichstellung als sehr wichtig, denn hier habe ich erkannte, dass ich die Kraft habe um anderen zu helfen, weil ich viel mehr Vertrauen in meine Fähigkeiten habe. Dieses Bewusstsein möchte ich allen Frauen in Schwierigkeiten vermitteln».